Der
Birkenzeisig, der auch früher Leinfink genannt wurde, gehört
in die Gattung Zeisige. Eine nahe verwandte Art, der Polarbirkenzeisig
A. hornemanni, ist gleichgroß, unterscheidet sich aber in der
Farbe durch den auffallend weißen Bürzel
und die hellere Ober- und Unterseite. Manche Ornithologen sehen den Polarbirkenzeisig
auch als Unterart von A. flammea an. Weitere Unterarten sind: A. f. cabaret, auch Alpenbirkenzeisig
genannt (Britische Inseln und Alpenraum),
A. f. rostrata (Grönland). Die Nominatform zeigt beim Männchen auf
sonst graubraun gestreiftem Gefieder leuchtend rote Stirn und schwarzes Kinn. Das Weibchen hat nur schwachen roten Anflug an der
Brust. Der Alpenbirkenzeisig ist etwas
kleiner und mehr braun.
Vorkommen:
In England, Nord- und Mittelskandinavien, sowie im Alpenraum kommt der Birkenzeisig
als Teilzieher vor. Als Wintergast stellt er sich auch in fast ganz Europa mit Ausnahme von Spanien, Portugal,
Teilen Frankreichs, Süditaliens und Südgriechenlands ein. In seinem
Lebensraum müssen Birken- und Erlenwälder vorhanden sein. In Neuseeland
leben seit der Einfuhr im letzten Jahrhundert starke Populationen, die inzwischen
große Schäden an den Obstplantagen durch Knospenfraß anrichten.Wie
sein Vetter, der Erlenzeisig, kann der Birkenzeisig gut klettern. Auf diese
Weise kommt er an Knospen, Triebe, Samen von Erlen, Birken und allerlei Unkräuter
heran. Im Sommer, besonders zur Jungenaufzucht, nimmt er aber auch kleine Insekten
zu sich. Der Gesang wird häufig im Flug vorgetragen. Wie Hänflinge
locken die rotstirnigen Vögel, flöten schön und
lassen im übrigen einen schlichten, zwitschernden Gesang hören. Angenehme
Triller sind dazwischen geflochten, oft auch die hohen metallischen Flugrufe. Alles klingt etwas blechern und rauh.
Länge: 12 cm – 15 cm je nach
Unterart, Gewicht 14 g. Männchen:
Hinterscheitel, Nacken, Wangen und Rücken graubraun mit dunkelbrauner
Streifen, Bürzel rötlich, Stirn, Augenstreifen und Kinn
schwarz, Augenüberstreifen rahmweiß, Scheitel karminrot,
Kehle, Brust und Flanken rosarot, Flankenstrichelung schwarz, Bauch
weiß, Flügel und Schwanz dunkelbraun, 2 Flügelbinden
hellbraun; Weibchen und Männchen im 1. Lebensjahr ohne rosaroten
Unterseite und Bürzel, sonst wie ausgefärbten Männchen;
Jungvogel ohne Rot am Scheitel und Unterseite und ohne schwarze
Maske, sonst ähnlich wie Weibchen.
Zum
Schutz gegen das strenge Klima seiner Heimat baut der Birkenzeisig
ein festes, warm gepolstertes Nest. Je nach Baumbestand kann es entweder
mannshoch, niedrig oder sogar auf dem Erdboden im Krüppelwuchs
angebracht sein.
Die vier bis fünf hell- oder grünlichblaugrundigen, rotbraun getupften
und gefleckten Eier (18 x 12 mm) werden erst im Mai gelegt und in zwei Wochen ausgebrütet. Sind die Jungen voll befiedert,
sehen sie dem Weibchen ähnlich, nur die roten Abzeichen fehlen noch. Eine
einzige Brut pro Jahr und Paar ist im kurzen nordischen Sommer möglich. Wenn in den Birkenzeisig-Biotopen im Winter die Nahrung knapp wird, kommen
die Vögel manchmal in großer Anzahl. Inzwischen ist der Birkenzeisig
in der Bundesrepublik so selten geworden, dass er in die „Rote Liste" unter „Potentiell
gefährdet" aufgenommen werden musste.
Zucht
und Haltung:
Birkenzeisige
bauen gern mit Flachsfasern in Sabel'sche Nistklötzen, Kaisernester
mit immergrünem Schmuck. Birkenzeisige gehören zweifelsfrei zu den am
einfachsten zu züchtenden einheimischen Vögeln.
Schon bald nach der Paarbildung, meist im April beginnen die Birkenzeisige
mit dem Nestbau. Sehr häufig bauen sie ihre Nester freistehend, aber auch
die bereits erwähnten Nisthilfen werden angenommen. Das Nest wird vom
Weibchen gebaut, ab und zu beteiligt sich auch das Männchen. Das Gelege
besteht meist aus fünf Eiern. Gebrütet wird 12 Tage nur vom Weibchen.
Die Jungen verlassen nach 14 Tagen das Nest.
Während
der Bebrütung der Eier wird das Weibchen, wie bei allen anderen
Finken, sehr sorgsam vom Männchen gefüttert. Nach dem Schlupf
der Jungen gibt das Weibchen das vom Männchen überbrachte
Futter an die Jungen weiter. Schon bald füttert das Männchen
die Jungen direkt. Im Gegensatz zur Literatur kann ich bestätigen,
dass der Birkenzeisig (ich selbst halte Alpen- und Polarbirkenzeisige)
oft 2, selten sogar 3 Bruten im Jahr macht.
Die Fütterung :
Das Grundfutter besteht aus einem Gemisch von kleinen Fichten- und Kiefernsamen, Nachtkerze, verschiedenen Grassamen, kleinen Laubbaumsämereien wie Erle, Birke und Ulme, Glanz, Wegwarte, Salatsamen, wenig Negersaat und wenig Perilla.
Die unterschiedlichen Reifestadien der Wildkräuter, Beifuß, Löwenzahn, Huflattich, Hirtentäschel, Vogelmiere, Rispengras, Raygras, Knäuelgras, Mädesüß, Gänsedistel, Flohknöterich, Windenknöterich, Wegrauke, Großer Wiesenknopf, Sauerampfer und Krauser Ampfer werden ebenfall gerne aufgenommen. Frische Birken-, Erlen und Haselkätzchen vervollständigen den Fütterungsplan genauso wie das Fruchtfleisch und die Kerne von Ebereschen-, Liguster- und Feuerdornbeeren.
Zur Jungenaufzucht nimmt der Birkenzeisig zu den oben aufgeführten Futtersorten viele Wildkräuter in den unterschiedlichen Reifestadien an. Aufgrund der Hinweise, dass der Birkenzeisig in der Natur zur Brutzeit viel tierische Nahrung aufnimmt, halten Hofmann & Hofmann (1984) Lebendfutter für unbedingt erforderlich. Die beiden Autoren geben den tierischen Anteil in der Nahrung mit 50 % an. Geboten werden kleine Mehlkäferlarven, Getreideschimmelkäferlarven, Wachsmotten, verschiedene Blattlausarten, Fliegenmaden und Ameisenpuppen. Aber auch Ersatznahrung wie insektenreiches Aufzuchtsfutter kann erfolgreich eingesetzt werden. Der Birkenzeisig kann auch während der Brutzeit bedenkenlos mit anderen, ebenfalls friedlichen Arten, vergesellschaftet werden, wenn die Voliere groß genug ist.
Bei reichlicher Lebendfutterversorgung sind zwei bis drei Jahresbruten, oft leicht ineinander geschachtelt, normal. Eine eventuelle vierte Brut ist oft nur durch Entzug des Lebendfutters zu verhindern.
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