Er
wiegt nur 13 bis 15 g und ist im Volk sehr bekannt. Nicht etwa, weil man
ihn in der Natur so oft zu Gesicht bekäme; im Gegenteil, wir begegnen
seinen Flügen vielleicht nur einmal im Winter. Er ist aber ein überaus
beliebter Käfigvogel; früher konnte man ihn in jeder Vogelhandlung
sehen und kaufen. Da er sich infolge seiner geselligen Neigung leicht eingewöhnt
und sogar als Wildfang leidlich zahm wird, macht er dem Vogelfreund viel
Freude. Zudem kann er langlebig sein. Ich kenne einen Zeisigbesitzer, der
den Vogel schon 14 Jahre in seiner Obhut hat.
Das
Männchen ist an seiner dunklen Kopfplatte, an dem Kehlfleck sowie
an den zwei gelben Querbinden auf den schwarzen Flügeln leicht
von anderen grünlichen Finkenvögeln zu unterscheiden; dem
Weibchen fehlen die erstgenannten Erkennungszeichen, aber hier dient
die dunkel-längsgestreifte Unterseite als typisches Merkmal. Der
Zeisig brütet hauptsächlich in unseren Mittelgebirgen und
in den Alpen überall dort, wo er hohe Fichten oder andere Nadelbäume
für seinen Neststand findet. Hoch in den Wipfeln auf seitlichen Ästen
steht das aus feinen Wurzeln und Zweigchen mit Hilfe von Raupengespinstfäden
gut verfilzte und mit Moos und Flechten getarnte Nest. Es gehört
zu den am schwierigsten aufzufindenden Nestern; deshalb geht von ihm
die Sage, dass es den Stein der Weisen in sich berge, der es unsichtbar
mache.
Die
Nestmulde ist mit Pflanzenwolle, Haaren und Federn ausgepolstert. Das
Weibchen wählt den Nistort, trägt die Baustoffe ein und wirkt
das Nest allein. Das Männchen singt, holt Futter und schnäbelt
und füttert balzend das Weibchen. Es macht auch einen eigentümlichen
Balzflug: singend steigt das Männchen hoch über die Baumwipfel
und fliegt einige Kreise mit aufgeplustertem Gefieder und gespreiztem
Schwanz, wobei es die Flügel so weit anhebt, daß sie über
seinem Körper zusammenschlagen. Bei den Zeisigen gibt es zwei
Brüten im Jahr, im April und im Juni. Jedes Mal legt das Weibchen
4 bis 6 Eier, die bläulichweiß sind, spärlich mit rotbraunen
Flecken betupft, die am stumpfen Pol enger stehen. Auch das Brüten
besorgt das Weibchen allein; das Männchen füttert es dabei
aus dem Kropfe.
Nach
13 Tagen schlüpfen die dünn hellgrau bedaunten blinden Jungen,
die ihren Eltern einen ziegelroten, gelb umrandeten Sperrachen entgegenstrecken.
Beide Eltern füttern zunächst mit Blattläusen, Räupchen
und anderen zarten Insekten, später suchen sie feine Sämereien,
die sie vor dem Verfüttern in ihrem Kröpf erweichen. Mit
13 bis 15 Tagen fliegen die Jungen aus.
Den Gesang mit dem bezeichnenden „Di-di-didl-didl-dä" kennt
jeder Vogelliebhaber.
Auch bringen manche Zeisigmännchen von anderen Vögeln abgelauschte
Laute; sie haben also die Fähigkeit zum Spotten. Das Lied ist nicht nur
auf die Brutzeit beschränkt wie bei vielen Verwandten, sondern das Hähnchen
singt fast das ganze Jahr hindurch mit Ausnahme der Mauserzeit; diese Eigenschaft
hat mit zu seiner großen Beliebtheit beigetragen.
Nach
der Brutzeit, etwa vom August ab, ziehen die Zeisige, zu großen
Schwärmen vereinigt, in ganz Deutschland umher; durch ihren Lockton „tetteretett", „di-dieh" oder „tsche" werden
wir auf sie aufmerksam. Sie fallen überall da ein, wo sie Erlen-,
Birkensamen oder ähnliches finden. Sie klettern und hängen
dann oft kopfunters an den Zweigen und klauben mit dem feinen Schnabel
die Samen aus. Oft ziehen sie gesellig mit den nordischen Birkenzeisigen
umher, die bei uns überwintern; in strenger Kälte dienen
ihnen auch Knospen und Blattspitzen als Nahrung. Erst Anfang Mai geben
sie das Zigeunerleben auf und kehren in ihre Brutgebiete zurück.
Haltung
und Zucht:
Die Erlenzeisige beginnen recht früh mit der Brut, denn schon Ende März
Anfang April beginnt das Weibchen auf einem Nistklotz oder Nistkörbchen,
oft aber auch auf einem, in der Voliere angebrachten Fichtenzweig, sein kleines
napfförmiges Nest aus dünnen Wurzeln, Halmen, Bast, Sisal zu bauen
und polstert es mit Federn und Pflanzenwolle gründlich aus, dann legt
das Weibchen täglich ein Ei bis schließlich 3 bis 6 davon im Nest
liegen. Das Brüten besorgt lediglich das Weibchen, dem das Männchen
in diesen 11 bis 13 Tagen regelmäßig die Nahrung an das Nest bringt.
Die Jungen bleiben 11 bis 14 Tage im Nest, werden aber nach dem ausfliegen
noch weitere 10 Tage vom 1,0 versorgt. Auch der Erlenzeisig eignet sich sehr
gut für Anfänger. Man reiche ihm während der Aufzucht reichlich
Vogelmiere, Rispengräser, Sauerampfer, Löwenzahn, Huflattich und
Gänsedisteln. An tierischer Nahrung werden grüne Blattläuse
und frisch gehäutete Mehlwürmer verabreicht. Eine gute Waldvogelfuttermischung
darf natürlich nie fehlen. Diese besteht zum größten Teil aus
Glanzsaat, Negersaat, Perilla, Fichten-, Erlen-, Birken und Nachtkerzensamen.
Mohn gebe ich immer in einen extra Futterautomaten.
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