Massenkeulungen in Niederbayern
In Niederbayern haben die Massenkeulungen von infizierten Enten am Freitag bis in die späten Abendstunden angedauert: In Simbach wurden 26.000 Tiere getötet - obwohl auch bei diesen nur das weniger gefährliche Vogelgrippevirus H5 festgestellt wurde. Natur- und Umweltschützer laufen dagegen Sturm.
Die rund 26.000 Enten des betroffenen Betriebs in Simbach (Landkreis Dingolfing-Landau) wurden am Freitag gekeult. Am Donnerstag waren in Dietersburg im Landkreis Rottal-Inn rund 41.000 Enten mit zwei Elektroschockanlagen und CO2-Gas getötet worden. 120 Helfer waren beteiligt.
Simbach: Dort wurden insgesamt 67.000 Enten gekeult - obwohl sie "nur" den H5-Virus in sich trugen.
Kritik von Bund Naturschutz und Tierschutzbund
Der Bund Naturschutz (BN) Bayern und der Deutsche Tierschutzbund kritisieren die Massenkeulungen scharf und fordern ein Ende der industriellen Massentierhaltung. "Diese Tötungsserien sind mehr von Hysterie als von Augenmaß und verantwortlichem Handeln geprägt", so Tierschutzpräsident Wolfgang Apel. Tier- und Umweltschützer verlangen die Verschärfung der Tierschutzgesetze, eine Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft sowie eine artgerechte Haltung von Enten in deutlich kleineren Beständen. Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger erklärte, dies würde zwar bedeuten, dass die Preise steigen - "aber dann kann man das Geflügel mit gutem Gewissen verzehren".
Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) räumte nach der Kritik von Natur- und Tierschützern ein, dass in großen Ställen mit vielen Tieren die Ansteckungsgefahr sehr viel höher sei als in der freien Natur. Unter Dach sei das Virus vor UV-Strahlung und hohen Temperaturen geschützt. Allerdings würde die Geflügelindustrie die Bestände stets auf die Gesundheit der Tiere überprüfen.
Der Bayerische Bauernverband (BBV) befürchtet durch die Massenkeulungen keine Versorgungsengpässe für die Weihnachtsente. Die zur Vogelgrippe-Abwehr gekeulten 430.000 Tiere bedeuteten zwar einen erheblichen Ausfall am Markt, so BBV-Experte Josef Wasensteiner, dieser könne aber durch bestehende und neue Bestände sowie Geflügel aus Osteuropa aufgefangen werden. Entscheidend sei zudem, dass keine Zuchtbestände (Muttertiere) betroffen sind, sondern nur Masttiere. Allerdings rechnet der BBV mit einem Preisanstieg für Entenfleisch.