Zuchtbericht Stieglitz (Carduelis c. major)  
 

Paarfindung:

Schon ab Mitte April begann sich eines meiner Stieglitzpaar abzusondern. Das Männchen bringt nun sein Lied auffallend häufig zum Besten.

Die Balz:

Das sich gefundene Paar, sitzt dicht beisammen und wenden sich mit gespreiztem Schwanz und gefächerten Flügeln hin und her. Das Männchen nimmt Nistmaterial auf (Scharpie), fliegt damit zum vermeintlichen Nistplatz, plustert sich stark auf und zeigt dem Weibchen, mit dem im Schnabel sich befindenden Nistmaterial, den gewünschten Brutplatz an. Ist das Weibchen daran interessiert wird dort sofort „getestet“ ob sich der Platz auch wirklich eignet. D.h. das Weibchen geht dort in „Brutstellung“ scharrt mit den Füßen und dreht sich am gewählten Standort hin und her und lockt mit schnellem leisem piepen das Männchen an. Das Weibchen fordert später, insbesondere in der Zeit des Nestbaus, das Männchen durch genau dieses schnelles leises Gezwitscher, immer wieder zur Paarung auf.

Nestbau:

Ist der geeignete Nistplatz gefunden, meist ist es ein Holzkaisernest, das mit Immergrün verkleidet wurde, oder ein Astquirl in dem eine Kokosfasernisteinlage mit Draht angebracht ist, wird das Nest, vornehmlich mit feinen Kokos- und Hanffasern, erstellt und anschließend mit Scharpie und Pflanzenwolle ausgepolstert. Das Nest ist ein wahres Kunstwerk. Da Stieglitze in freier Natur in ihre Nester oft Spinnweben zur Stabilisierung einbauen, ihnen dies in der Voliere aber nicht zur Verfügung steht, versuche ich es immer zu vermeiden, dass die Weibchen ein freistehendes Nest bauen (Baufälligkeit).Darum biete ich diese Unterlagen an, welche Cardueliden sehr gerne nutzen.

Eiablage:

Die Henne benötig schon vor dem Nestbau reichlich Kalk um später problemlos die Eierschalen bilden zu können. Diesen reiche ich in Form von Bogena Kalk- und Muschelgrit, Sepia, Klaus Taubenstein und zerkleinerte Hühnereischalen die im Backofen für ca. 10 Minuten bei 180° „gebrannt“ und „desinfiziert“ wurden. Manche Weibchen bevorzugen Sepia andere wiederum die Hühnereischalen, aber alle lieben den Taubenstein! Sollte ein Weibchen mal dünnschalige Eier bringen, kann man evtl. mit MSA* von Enderle oder Avisanol** (Calciumpräparate zur Gabe über das *Aufzuchtsfutter oder **Trinkwasser) Abhilfe schaffen – selten liegt das Problem am Eileiter der Henne.

Das Weibchen sitzt am Abend vor der Eiablage meist etwas geplustert und mit hängendem Schwanz auf der Stange. Schon früh am Morgen wird das Nest aufgesucht und zwischen 7.00 und 8.00h Uhr findet die Eiablage statt. Die Henne fängt, meist ab dem Abend bevor das letzten Ei kommt, an zu brüten. Vorher besucht sie das Nest immer wieder um die bereits gelegten Eier zu wenden.

Brut & Schlupf:

Die Eier werden nun 13 Tage alleine von der Henne bebrütet, der Hahn füttert sein Weibchen vorbildlich auf dem Nest. Ich füttere zu dieser Zeit eigentlich kaum Lebendfutter, der hohe Proteingehalt(Eiweiß) könnte den Hahn schnell wieder in Balzstimmung bringen und das brütende Weibchen fett machen. Sie bekommen viel frische Löwenzahnköpfe, Sauerampfer, Vogelmiere, diverse Süßgräser, Keimfutter für Waldvögel (Blattner), Aufzuchtsfutter - AnimalCard (Hungenberg) mit Zuchtgold (Blattner) angefeuchtet, Chicoree, Apfel (Goldene Delicous) und eine Körnerfuttermischung (Blattner’s Stieglitz-Zeisigmischung Spezial).

1 – 2 Tage vor dem Schlupftermin beginne ich wieder gefrostete Pinkys, frisch gehäutete Mehlwürmer und selbst gemachtes Eifutter zu verabreichen. Aber alles mit Maß und Ziel. Das beste Lebendfutter überhaupt sind grüne Blattläuse, diese findet man aber meist erst ab Mitte Juni besonders oft am Blütenstand der „Bärentatze“, sie ist auch als Wiesenbärenklau (Bild) (Heradeum sphondyliu) bekannt. ACHTUNG! nicht zu verwechseln mit dem giftigen Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum). Ebenfalls findet man die geliebte Blattlaus an Rittersporn (Bild), Rosen und auch an den Zweigen von Pflaumen- und Kirschbäumen.

Die Küken schlüpfen meist in den Vormittagsstunden, oft schlüpft das Junge aus dem letzten Ei einen Tag später. Das Weibchen hudert die Jungen ständig und verlässt das Nest, wie zuvor beim brüten, nur kurz um zu trinken und um Kot abzusetzen. Es wird vom Männchen weiterhin gut mit Futter versorgt.

Die Jungen werden in den ersten 3-4 Lebenstagen ausschließlich von der Henne gefüttert. Erst ab dem 5. oder 6. Lebenstag verlässt das Weibchen öfters das Nest um selbst Futter aufzunehmen, füttert der Hahn sein Weibchen kaum oder überhaupt nicht, konnte ich schon feststellen, das sie die Jungen auch alleine großzieht und deshalb das Nest schon von Anfang an kurzzeitig verlässt um Futter für sich und ihren Nachwuchs aufzunehmen. Ist das Paar synchron wird er aber fleißig mitfüttern und übernimmt nach dem Ausfliegen, das meist im Alter von 15 – 16 Tagen der Jungstieglitze stattfindet, sogar gänzlich das füttern, wären die Henne schon zur zweiten Brut schreitet.

Aufzucht:

Die jungen Stieglitze werden vom Hahn meist noch gute 14 Tage weitergefüttert und dann langsam entwöhnt. Die Zeit der Entwöhnung ist für alle Jungvögel eine sehr kritische Zeit in der die meisten Verlust, wenn man die Mauserzeit außen vor lässt, auftreten. Gründe dafür sind wohl, dass die noch nicht futterfesten Jungvögel alle möglichen Futterreste vom Volierenboden aufpicken und so unter Umständen auch verdorbene oder verdreckte Nahrung aufnehmen und Darmstörungen davon bekommen. Es empfiehlt sich in dieser Zeit die Volieren, vor allem die scheinbaren Brutplätze von Pilze und Keime, besonders gut sauber zu halten.

In der Zeit der Mauser gebe ich all meinen Cardueliden gerne die Samenstände des Mädesüß (Bild)(Filipendula ulmaria L.) und der Kohldistel (Bild) (Cirsium oleraceum) und habe damit beste Erfahrungen gemacht. D.h. die Vögel kommen sehr gut durch die Mauser. Vor allem die Salicalsäureverbindungen des Mädesüß wirken hemmend auf die Vermehrung von Kokzidien und Entzündungen!

 

26. Mai 2005

Im Moment brütet eins meiner Stieglitzpaare, ohne das ich die genau Anzahl der Eier kenne, schon fast 7 Tage – Schlupftermin ist also der 2. Juni 05.

06. Juni 2005

Bei der Nestkontrolle wurden keine geschlüpften Jungen gesichtet, nachdem ich die Eier mit einer Lampe durchleuchtet
habe, konnte ich feststellen das drei der fünf Eier unbefruchtet und bei den beiden anderen die Embryos
abgestorben waren. Bislang macht das Paar keine weiteren Versuche zu einer neuen Brut zu schreiten. Es ist einfach
zu kalt, die Witterung "bremst" dieses Jahr die Erfolgsquote ziemlich.

15. Juni 2005

Mein Stieglitzpaar baut nun wieder fleissig an einem neuen Nest.
Ein zweites Paar ebenfalls, da bleibt nur noch zu hoffen, dass es diesmal mit einer Aufzucht klappen wird.

06. Juli 2005

Schlupftermin und wieder keine Jungvögel! Fünf Eier davon 4 unbefruchtet und wieder ein Embryo abgestorben.
Beim zweiten Paar wurde das Weibchen nach der Ablage des dritten Eies plötzlich krank. 2005 wird es für mich
wohl keine Stieglitz NZ geben.

29. Juli 2005

Eine unerwarte Überraschung! Paar eins hat jetzt sein drittes Gelege und heute war Schlupftermin.
Und tatsächlich es liegt ein frischgeschlüpfter Stieglitz im Nest. Bei weiteren Nestkontrollen war aber aus
den vier anderen Eiern leider nichts geschlüpft.

04. August 2005

Das Küken entwickelt sich prima, heute wurde es mit einem 2,8 BNA Ring beringt.
Mama-Stieglitz mußte ich vorsichtig vom Nest schieben, sie läßt ihr einziges Küken kaum eine Minute alleine.

09. August 2005

Das Küken ist im Alter von 10 Tagen verstorben. Ursache vermutlich der Kälteeinbruch hier im Schwarzwald.
Die Temperatur viel beim Nacht unter 10 C - alleine konnte sich der Kleine wohl nicht warm halten.
Evtl. hat aber das Weibchen auch einfach aufgehört zu füttern - sie ist von Heute auf Morgen in eine
heftige Vollmauser geraten. Also doch keine Stieglitze für 2005.

brütender Stieglitz

Diesen Zuchtbericht habe ich in erster Linie aus Erfahrungswerten früherer Stieglitzzuchten erstellt.

Viel Spaß bei der Zucht des Stieglitz wünscht


 
  Aufzuchtsfutter:  
 

Grünfutter in Form von:
Gänsedistel, Vogelmiere, Vogelköterich,
Keimfutter, Mädesüß/Spierstaude, Grosser Wiesenknopf, kleiner Wiesenknopf, Ferkelkraut, grosser Ampfer, grausser Ampfer, frische und später eingefrorene Löwenzahnköpfe .

Lebendfutter:
frisch gehäutete Mehlwürmer (diese wurden mit Weizenkleie, Quiko-Aufzuchtsfutter, Möhren und Äpfel gefüttert), viel von der grünen Blattlaus, Pinky's (frisch abgekocht) mit etwas Distelöl angefeuchtet, wurden nur wenig aufgenommen. Tipp: Die Blattläuse lassen sich sehr gut an den Blütenständen des Bärenklau ernten, man schneidet die befallenen Stellen einfach ab und gibt sie in einen Gefrierbeutel. So kann man die grünen Blattläuse im Gemüsefach eines Kühlschrankes bis zu 3 Tage lagern!

Eifutter: AnimalCard von der Fa. Hungenberg sowie eigene Herstellung.

Vitamine:
In das Keimfutter habe ich 2-3 x wöchentlich, abwechselnd Vitacomex V und Nekton Tonic K gegeben.

Mineralien:
Klaus Grit-Stein, Vitakalk, Sepia, Bogena Muschelgrit, gebackene und zerkleinerte Eierschalen.

 
 
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